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Was ist ein Tremor?
Tremor bedeutet Muskelzittern und entsteht durch unwillkürliche, sehr schnelle An- und Entspannung von Muskeln. Physiologischer Tremor ist beim gesunden Menschen mess- aber nicht sichtbar. Einem pathologischen Tremor können verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen.
Man unterteilt die verschiedenen Formen des Tremors nach betroffener Körperregion, Stärke, Frequenz und zu welchem Zeitpunkt er auftritt, also in Ruhe oder bei Ausführung einer Bewegung.
Was sind die Ursachen für einen Tremor?
Krankheiten, die symptomatisch einen Tremor verursachen können, sind Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Neuropathien und diverse Syndrome. Zudem kann er durch Medikamente, Toxine und Verletzungen, bei denen Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden, entstehen. Tremor kann auch unabhängig von einer Grunderkrankung auftreten und wird dann als essentieller Tremor bezeichnet.
Welche Formen kann ein Tremor annehmen?
Tremor lässt sich auf verschiedene Weise klassifizieren. Am geläufigsten ist allerdings die Unterscheidung in Ruhetremor, Zieltremor und Haltetremor.
Haltetremor
Wie der Name dies bereits andeutet, tritt diese Form des Tremors bei der Haltearbeit auf, also beispielsweise dann, wenn etwas mit nach vorne ausgestreckten Armen gehalten werden soll. Typischerweise legt sich das Zittern dann, wenn sich die Muskulatur wieder entspannt. Einen Haltetremor findet man in der Regel beim essentiellen Tremor, dessen Ursache unklar ist. Vermutlich spielen genetische Faktoren eine wichtige Rolle.
Der essenzielle Tremor tritt gehäuft um das 40. Lebensjahr herum symmetrisch an beiden Armen bzw. Händen auf. Das Zittern verschlechtert sich meist durch Belastungsfaktoren wie Stress und bessert sich kurzzeitig durch Alkoholkonsum. Es handelt sich jedoch keinesfalls um ein Alkoholentzugssymptom. Bei etwa der Hälfe der Patienten liegt zusätzlich ein Zieltremor vor.
Zieltremor
Der Ziel- oder auch Intentionstremor tritt immer dann auf, wenn eine gezielte Bewegung ausgeführt werden soll. Das Zittern lässt sich beispielsweise dann beobachten, wenn eine betroffene Person nach einem Gegenstand greifen möchte. Begleitend findet sich häufig ein Phänomen, das man als Dysmetrie bezeichnet. Die Patienten können dabei Entfernungen schlecht abschätzen, sodass beispielsweise beim Greifen nach einem Glas dieses versehentlich umgestoßen wird.
Ein Zieltremor ist in der Regel Ausdruck einer Schädigung des Kleinhirns. Das Kleinhirn liegt im Bereich der hinteren Schädelgrube und ist maßgeblich an der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und der Koordinierung von Bewegungsabläufen beteiligt. Sind diese Prozesse gestört, kann sich dies in Form eines Zieltremors äußern. Häufig liegt dieser Funktionsstörung des Kleinhirns eine Grunderkrankung wie Multiple Sklerose zugrunde.
Ruhetremor
Ein Ruhetremor lässt sich dann beobachten, wenn die Muskulatur entspannt ist. Bei einer willentlichen Bewegung lässt das Muskelzittern dann typischerweise nach. Oft lässt sich beobachten, dass der Tremor in stressigen Situationen zunimmt. Bei einem Ruhetremor liegt oft ein Parkinson-Syndrom als Ursache vor.
Tremor und Parkinson – Gibt es einen Zusammenhang?
Tremor ist das Leitsymptom einer Parkinson-Erkrankung, weshalb man hier klar von einem Zusammenhang sprechen kann. Typischerweise tritt dabei ein Ruhetremor auf, der sich bessert oder verschwindet, wenn die Patienten eine Zielbewegung ausführen. Weitere Symptome der Erkrankung sind eine Bewegungsarmut, eine Erhöhung des Muskeltonus und eine Instabilität beim aufrechten Gang. Ursächlich hierfür ist ein Dopaminmangel im Gehirn, wodurch die Koordinierung von Bewegungsabläufen gestört ist.
Dennoch ist eine Parkinson-Erkrankung nur eine von vielen möglichen Ursachen eines Tremors. Grundsätzlich sollte daher immer eine ausführliche Diagnostik durchgeführt werden, wenn ein ungewöhnliches Muskelzittern auftritt.
Wie erfolgt die Diagnose?
Bei einem Tremor handelt es sich um ein Symptom, dem eine Erkrankung zugrunde liegen kann. Wird ein Tremor festgestellt, muss daher geklärt werden, ob eine auslösende Krankheit vorliegt. Zudem muss ein Tremor auch nicht in jedem Fall krankhaft sein. Ein nur kurzzeitig auftretendes Muskelzittern, das keine Einschränkung darstellt, muss daher nicht in jedem Fall einer weitergehenden Diagnostik unterzogen werden. Ein behinderndes Muskelzittern sollte man jedoch in jedem Fall näher untersuchen.
Zunächst muss ein Arzt feststellen, wodurch das Muskelzittern ausgelöst wird. Hierzu ist die Erhebung einer ausführlichen Anamnese sehr wichtig. Dann folgen eine neurologische Untersuchung sowie verschiedene klinische Testungen. Dazu bittet der Arzt den Patienten, bestimmte Bewegungen auszuführen und Muster und Sätze zu Papier zu bringen. Zum Ausschluss eines Haltetremors werden die Patienten oft gebeten, einen Gegenstand wie beispielsweise ein Glas vom Körper entfernt zu halten. Auch eine Blutuntersuchung wird oft vorgenommen, um Stoffwechselerkrankungen auszuschließen.
Die Art des Tremors (Ruhe-, Halte- oder Zieltremor) liefert bereits wichtige Hinweise für die weitere Diagnostik, sodass nun je nach vermuteter Ursache verschiedene weitere Untersuchungen veranlasst werden. Oft erfolgt in diesem Zuge eine Bildgebung des Kopfes in Form einer CT- oder MRT-Untersuchung, um eine Erkrankung des Gehirns auszuschließen. Ergänzend werden häufig eine Untersuchung von Rückenmarksflüssigkeit (Lumbalpunktion) oder eine Elektromyografie (EMG) durchgeführt. Bei der EMG kann die Muskelaktivität und somit die Frequenz des Tremors festgestellt werden.
Wird eine Parkinson-Erkrankung als zugrundeliegende Ursache vermutet, dann kann ergänzend eine Szintigrafie durchgeführt werden, bei der den Patienten eine geringe Menge eines speziell markierten radioaktiven Stoffes appliziert wird, um Dopaminrezeptoren oder Dopamintransporter im Gehirn darzustellen. Weiterhin kann auch die Besserung der Symptome durch eine Dopamingabe wichtige Hinweise liefern.
Der essenzielle Tremor ist eine Ausschlussdiagnose, bei der keine zugrundeliegende Erkrankung festgestellt werden kann.
Tremor Behandlung - Diese Möglichkeiten gibt es
Ist die Diagnose gestellt, kann die Behandlung beginnen. Diese ist sehr oft aber nur symptomatisch. Viele der dem Tremor zugrundeliegenden Krankheiten sind nicht heilbar, durch die Therapie lassen sich lediglich die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
Physiotherapie bei Tremor
Die Physiotherapie ist eine grundlegende begleitende Maßnahme bei degenerativen neurologischen Erkrankungen, um die Bewegungsfähigkeit der Patienten so weit wie möglich zu erhalten. Gegen den Tremor selbst vermag Physiotherapie wenig auszurichten. Allerdings können Tricks erlernt werden, die Erkrankten alltägliche Bewegungsabläufe wie Essen oder Schreiben erleichtern.
Tremor Medikamente
Bislang existieren noch keine speziell gegen Tremor entwickelten (wirksamen) Arzneien. Bewährt haben sich Antikonvulsiva (gegen Epilepsie), Betablocker (Blutdrucksenker) und sehr niedrig dosierte Botox-Injektionen. All diese Medikamente haben allerdings starke Nebenwirkungen, zudem kann es zu einem Gewöhnungseffekt kommen.
Tiefe Hirnstimulation: Tremor-OP
Zunehmend wird Tremor neurochirurgisch behandelt. Die so genannteTiefe Hirnstimulation kann Patienten helfen, bei denen Medikamente nicht anschlagen oder zu starke Nebenwirkungen haben. Bei der tiefen Hirnstimulation werden die Bereiche des Gehirns, die für das Zittern verantwortlich sind, mit einer Elektrode dauerhaft erregt, was die Aktivität der motorischen Nervenzellen beeinflusst.
Dafür verschafft sich der Neurochirurg durch ein kleines Bohrloch Zugang zum Gehirn. Durch bildgebende Verfahren wird genauestens ermittelt, wo die Elektrode platziert werden soll. Die Elektrode wird mit einem Bedienelement verbunden, das auf der Brust des Patienten unter der Haut platziert wird. Idealerweise geschieht dies unter örtlicher Betäubung, was eine sofortige Erfolgskontrolle erlaubt. Der Eingriff ist komplett reversibel, komplikationsarm und bedeutet in vielen Fällen eine erhebliche Besserung der Symptome.
Welche Ärzte sind Spezialisten für die Tremor-Behandlung?
Tremor kann das Symptom einer neurologischen Erkrankung sein. Somit sind Fachärzte für Neurologie die kompetentesten Ansprechpartner rund um die Diagnostik und Therapie eines Tremors. Speziellere Verfahren wie die tiefe Hirnstimulation werden durch Fachärzte für Neurochirurgie durchgeführt.
Wir von PRIMO MEDICO möchten Patienten dabei unterstützen, die jeweils besten Behandler für eine Erkrankung zu finden. Daher haben wir sämtliche hier gelisteten Fachärzte hinsichtlich ihrer Erfahrung auf dem Gebiet der Neurologie und Neurochirurgie überprüft und ausgewählt. Sie alle sind ausgewiesene Experten in der Behandlung eines Tremors und verfügen über weitreichende Erfahrung in der Durchführung verschiedenster Therapiekonzepte. Überzeugen Sie sich persönlich von der Expertise unserer Fachärzte und vereinbaren Sie schnell und unkompliziert ein erstes persönliches Beratungsgespräch.
Quellen:
- www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/tremor.html
- www.tiefehirnstimulation.de/fuer-patienten.html
- Werner Hacke (Hrsg.): Neurologie. 14. Auflage. Springer-Verlag 2019.
- Amboss, Nachschlagewerk für Mediziner. next.amboss.com/de/article/x30Ekf= zuletzt abgerufen am 21.07.2024