Informationen zum Bereich Trophoblasttumor
Was ist ein Trophoblasttumor?
Der Begriff Trophoblasttumor wird für verschiedene tumoröse Erkrankungen verwendet, die sich aus den sogenannten Trophoblastzellen entwickeln. Diese Zellen entstehen im Rahmen der Entwicklung eines Embryos während einer Schwangerschaft. Aus dem Trophoblasten entwickelt sich später der kindliche Teil der Plazenta, die umgangssprachlich auch als Mutterkuchen bezeichnet wird, da sie der Ernährung und Versorgung des sich entwickelnden Kindes dient. Durch eine Fehlentwicklung dieser Zellen kann ein Trophoblasttumor entstehen.
Trophoblasttumoren entwickeln sich in den meisten Fällen während oder kurz nach einer Schwangerschaft und können sowohl gut- als auch bösartig sein. Die Tumoren führen während einer Schwangerschaft oft zum Abort (Fehlgeburt) oder sind mit starken Komplikationen verbunden. Mit einer Häufigkeit von ca. 1 pro 100 000 Schwangerschaften gehören sie zu den selteneren Tumoren.
Wie erfolgt die Einteilung von Trophoblasttumoren?
Grundsätzlich unterscheidet man gestationsbedingte, also im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft stehende, und nicht-gestationsbedingte Trophoblasttumore.
Gestationsbedingte Trophoblasttumore
Es handelt sich hierbei um die deutlich häufigere Form von Trophoblasttumoren. Im Rahmen einer Schwangerschaft kommt es hier zur fehlerhaften Entwicklung der Trophoblastzellen und zur Tumorentstehung.
Eine wichtige Unterform sind Blasenmole, die einen Anteil von etwa 80% aller gestationsbedingten Trophoblasttumoren ausmachen. Mole sind gutartige, bläschenartige Tumore, die aufgrund einer Befruchtungsstörung der Eizelle entstehen. Da sich fehlentwickelte Chorionzotten im Gewebe nachweisen lassen, spricht man von villösen Trophoblasttumoren.
Zu den malignen gestationsbedingten Trophoblasttumoren gehören invasive Mole und Chorionkarzinome. Sie zeichnet aus, dass sie potenziell Absiedelungen, sogenannte Metastasen, in anderen Geweben bilden können, indem die bösartigen Zellen Anschluss an die Lymph- oder Blutgefäße erhalten.
Invasive Mole ähneln den Blasenmolen und können sich auch aus diesen entwickeln. Sie wachsen so tief in die Muskelschicht der Gebärmutterwand ein, dass sie die Gefäße erreichen können. Chorionkarzinome sind aggressive Tumore, die sich durch eine frühzeitige Metastasierung über die Blutgefäße der Gebärmuttermuskulatur auszeichnen.
Nicht-gestationsbedingte Trophoblasttumore
Diese Form der Trophoblasttumoren kommt nur äußerst selten vor. Sie entstehen unabhängig von einer Schwangerschaft beispielsweise aus entarteten Eizellen. In einem solche Fall spricht man von einem Keimzelltumor. Aber auch Chorionkarzinome oder nicht-gynäkologische Tumore können außerhalb einer Schwangerschaft vorkommen. Die entsprechenden Tumorzellen entwickeln sich dann Trophoblasten-ähnlich, weshalb sie zu den Trophoblasttumoren gezählt werden.
Wie entstehen Trophoblasttumoren?
In den meisten Fällen entstehen Trophoblasttumoren im Rahmen einer Schwangerschaft durch eine fehlerhafte Entwicklung der entsprechenden Zellen. Einer Blasenmole liegen Befruchtungsstörungen zugrunde. Bei kompletten Molen beispielsweise wird eine fehlerhafte Eizelle ohne genetische Erbinformation (Chromosomensatz) durch ein oder zwei gesunde Spermien befruchtet. In der Folge entsteht keine embryonale Anlage, aus der sich ein Kind entwickeln kann, sondern ein Trophoblasttumor.
Bei bösartigen Trophoblasttumoren wie den invasiven Molen oder Chorionkarzinomen entwickeln sich die Zellen unabhängig von äußeren Signalen und wachsen invasiv in andere Gewebe hinein. Erhalten sie Anschluss an Blut- oder Lymphgefäße, können sie über diese in andere Gewebe gelangen und dort Absiedelungen (Metastasen) bilden.
Oft können die genauen Entstehungsmechanismen eines Trophoblasttumors zwar nicht identifiziert werden, dennoch gibt es bestimmte Risikofaktoren, durch deren Vorliegen die Entstehung eines solchen Tumors begünstigt wird. Dazu gehören unter anderem eine Schwangerschaft im Alter von unter 20 oder über 35 Jahren, eine Blasenmole oder eine Fehlgeburt in der Vergangenheit. Ebenso scheinen Faktoren wie die Ernährung, Blutgruppe oder genetische Einflüsse eine Rolle zu spielen.
Trophoblasttumore: Symptome
Trophoblasttumoren fallen meist im Rahmen der Betreuung während einer Schwangerschaft auf. Ein typisches Zeichen sind massiv erhöhte HCG-Werte im Blut. Dabei handelt es sich um ein Hormon, das im Rahmen einer Schwangerschaft ausgeschüttet wird. Diese hohen Spiegel können unter anderem starke Übelkeit und Erbrechen oder Bluthochdruck verursachen. Seltener ähneln die Symptome auch einer Schilddrüsenüberfunktion.
(Blasen-)mole äußern sich in der Regel in Form von irregulären Blutungen im ersten Drittel der Schwangerschaft. Seltener werden auch bläschenförmige Gebilde durch die Vagina abgestoßen. Ein weiteres mögliches Symptom kann eine ungewöhnlich stark vergrößerte Gebärmutter sein.
Chorionkarzinome können weiterhin durch eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes oder durch Symptome der Metastasierung auffallen. Tumorabsiedelungen in der Lunge können dann beispielsweise Luftnot oder Husten verursachen. Weitere mögliche Metastasierungsorte sind die Leber oder das Gehirn.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Die Diagnostik eines Trophoblasttumors beginnt stets mit der Erhebung einer ausführlichen Anamnese und einer anschließenden körperlichen Untersuchung. Dabei werden der genaue Verlauf einer eventuell bestehenden Schwangerschaft sowie die genaue Ausprägung der Symptome erhoben. Im Anschluss folgt eine vollständige gynäkologische Untersuchung. Dabei können vaginale Blutungen oder eine vergrößerte Gebärmutter bereits erste Hinweise auf die Diagnose liefern.
Goldstandard in der Diagnostik ist die Ultraschalluntersuchung über die Vagina. Hierdurch können die Tumore dargestellt werden. Besteht zu diesem Zeitpunkt eine Schwangerschaft, ist dabei entweder keine oder eine stark geschädigte Embryonalanlage darstellbar.
Wird eine bösartige Form des Trophoblasttumors diagnostiziert, folgen weitere Untersuchungen, um das Krankheitsstadium festzustellen. Dazu gehören beispielsweise CT-Aufnahmen des Brust- und Bauchraums sowie eine MRT-Untersuchung des Gehirns.
Wie wird ein Trophoblasttumor behandelt?
Das Ziel der Behandlung eines Trophoblasttumors ist die vollständige Entfernung des entarteten Gewebes. Hierzu wird in der Regel eine sogenannte Saugkürettage eingesetzt. Dabei wird entweder unter lokaler Betäubung oder leichter Sedierung das fremde Gewebe aus der Gebärmutter abgesaugt. Zur Kontrolle wird während des gesamten Procedere eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Ebenso dient der HCG-Spiegel im Blut der Therapiekontrolle.
Das entnommene Gewebe wird anschließend an ein Labor geschickt und feingeweblich untersucht. Hierdurch kann die genaue Art des Tumors identifiziert und der Verdacht auf einen Trophoblasttumor endgültig bestätigt werden. Liegt ein Chorionkarzinom vor, dann wird nach der Operation eine Chemotherapie durchgeführt. In einigen Fällen, beispielsweise bei sehr starken Blutungen oder abgeschlossener Familienplanung, kann auch eine vollständige Entfernung der Gebärmutter indiziert sein.
Nachsorge und Prognose
Wichtigstes Instrument der Nachsorge nach einem Trophoblasttumor ist die Bestimmung des HCG-Spiegels im Blut. Die Kontrollen erfolgen dabei wöchentlich solange, bis zweimalig ein negatives Ergebnis erzielt wird. Ebenso wird für einen Zeitraum von etwa sechs Monaten die hormonelle Verhütung mit Hilfe der „Pille“ empfohlen. Bei bösartigen Tumoren sollten zudem halbjährliche Kontrollen des HCG-Wertes erfolgen.
Die Prognose von gutartigen Trophoblasttumoren ist sehr gut. Auch bei bösartigeren Tumoren liegt die Gesamtheilungsrate nach einer Chemotherapie bei etwa 82-100%. In der Regel ist auch eine normale Schwangerschaft wieder möglich. Das Wiederholungsrisiko für einen Trophoblasttumor liegt bei etwa 1-2%.
Welche Ärzte & Kliniken sind Spezialisten für Trophoblasttumoren?
Fachärzte für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sind spezialisiert auf die Diagnostik und Therapie von gynäkologischen Erkrankungen und somit die kompetentesten Ansprechpartner für die Behandlung von Trophoblasttumoren.
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Quelle:
- Schneider, Husslein, Schneider: Die Geburtshilfe. 5. Auflage. Springer-Verlag 2016.
- Kaufmann, Costa, Scharl: Die Gynäkologie. Springer-Verlag 2013.
- Amboss, Nachschlagewerk für Mediziner. next.amboss.com/de/article/2O0T7T aufgerufen am 15.06.2024
- www.msdmanuals.com/de-de/profi/gyn%C3%A4kologie-und-geburtshilfe/gyn%C3%A4kologische-tumorerkrankungen/gestationsbedingte-trophoblasttumoren aufgerufen am 15.06.2024