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Informationen zum Bereich Ulna-Plus-Variante
Was versteht man unter einer Ulna-Plus-Variante?
Die Ulna ist der lateinische Begriff für den Ellenknochen des Unterarmes. Im Rahmen einer Ulna-Plus-Variante ist dieser Knochen im Vergleich zum benachbart liegenden Radius (Speichenknochen) zu lang und überragt diesen. Im Normalfall sollten die beiden Knochen etwa gleich lang sein oder die Ulna ist ein wenig kürzer.
Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Ulna-Impakt-Syndrom oder vom ulnaren Anschlagsyndrom, weil die Elle bei dieser Erkrankung einem erhöhten Anschlag an die Handwurzelknochen ausgesetzt ist.
Die Ulna und der Radius bilden zusammen die Unterarmknochen. Sie sind durch eine dünne Membran miteinander verbunden und drehen sich bei der Umwendbewegung des Handgelenkes gegeneinander. Die beiden Knochen sind maßgeblich am Ellenbogengelenk beteiligt und spielen eine wichtige Rolle bei der Funktion des Handgelenkes.
Das Handgelenk lässt sich in zwei Teilgelenke einteilen. Dabei wird das körpernahe Handgelenk durch den Radiusknochen und einen Teil der Handwurzelknochen gebildet. Indirekt ist daran auch die Ulna beteiligt, die über eine Knorpelscheibe, den sogenannten Diskus, mit den Handwurzelknochen verbunden ist. Eine Überlänge der Ulna ist damit bedeutsam für die Funktionsweise des Handgelenkes.
Ursachen einer Ulna-Plus-Variante
Die Ulna-Plus-Variante kann in Folge einer Handgelenksverletzung auftreten oder angeboren sein.
Der handgelenksnahe Speichenbruch (distale Radiusfraktur) ist eine der häufigsten Frakturen in Deutschland. Häufig entsteht sie beim Sturz auf das gestreckte Handgelenk. Nach Ausheilung der Fraktur des Radius ist dieser häufig ein wenig verkürzt, weshalb in Relation dazu die Elle zu lang ist.
Das Ulna-Impakt-Syndrom kann auch in Folge einer Ulnafraktur auftreten. Wenn der Ellenknochen noch im Wachstumsalter bricht, können die Reparaturmechanismen des Körpers bei der Heilung des Knochens über das Ziel hinausschießen. Das Resultat kann dann ein überlanger Ellenknochen sein, der den Speichenknochen überragt.
Im Falle einer angeborenen Ulna-Plus-Variante besteht die Symptomatik in den meisten Fällen an beiden Handgelenken. Es kommt hier zum ungleichen Wachstum der beiden Unterarmknochen, sodass die Ulna relativ zu lang ist.
Symptome der Ulna-Plus-Variante: Wie macht sie sich bemerkbar?
Die Symptome der Ulna-Plus-Variante zeigen sich im Bereich des Handgelenkes und können je nach Ausprägung der Überlänge in unterschiedlichem Ausmaß auftreten.
In der Regel berichten die Betroffenen von ellenseitigen Schmerzen im Bereich des Handgelenkes. Dies bedeutet die Beschwerden treten auf der Seite des kleinen Fingers auf. Häufig bestehen die Schmerzen zunächst nur bei Belastung und später dauerhaft.
Besteht die Erkrankung über einen längeren Zeitraum kann der Diskus zwischen der Ulna und der Handwurzel einreißen. Betroffene bemerken dann neben Schmerzen häufig ein schnappendes oder blockierendes Gefühl bei der Umwendbewegung des Handgelenkes.
In leichteren Fällen, bei einer Überlänge von etwa 1-2 Millimetern, kann die Ulna-Plus-Variante auch gar keine Beschwerden verursachen. Die Diagnose wird dann häufig zufällig gestellt, zum Beispiel wenn aufgrund eines Sturzes ein Röntgenbild des Handgelenkes gemacht wird.
Wie stellt der Spezialist die Diagnose für eine Ulna-Plus-Variante?
Bei länger bestehenden Handgelenksschmerzen sollte ein Handchirurg aufgesucht werden. Dieser erhebt zunächst eine ausführliche Anamnese, in der der erfahrene Facharzt bereits erste Hinweise auf ein Ulna-Impakt-Syndrom sammeln kann. Wichtig sind hier vor allem Angaben zu früheren Unfällen.
Die genaue Untersuchung des Handgelenkes kann weitere Anhaltspunkte für die Diagnose liefern. Bei Druck auf das handgelenksnahe Ende der Ulna oder die dort befindliche Knorpelscheibe beschreiben Betroffene in der Regel einen starken Druckschmerz. Um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen, veranlasst der Facharzt dann weitere Untersuchungen.
Verschiedene bildgebende Verfahren können Ausschluss über die Variation des Ellenknochens geben. In der Regel erfolgt zunächst ein konventionelles Röntgenbild, mit dem die Überlänge festgestellt werden kann. Häufig wird dieses Röntgenbild unter Belastung aufgenommen, sodass die Länge der Knochen besonders gut beurteilt werden kann. Bei der Belastung ballen die Patienten dabei die Hand zur Faust oder greifen einen kleinen Ball.
Da die Ulna-Plus-Variante Druck auf den Diskus und den Knorpel des anliegenden Handwurzelknochens ausüben kann, sollte der Zustand dieser Knorpel in weiteren diagnostischen Verfahren überprüft werden.
In Frage kommen hier beispielsweise eine MRT-Untersuchung, CT-Untersuchung oder auch eine Handgelenksspiegelung. Bei der Handgelenksspiegelung wird im Rahmen eines operativen Eingriffs eine Kamera in das Gelenk eingeführt, sodass mögliche Schäden diagnostiziert oder auch therapiert werden können.
Besteht der Verdacht auf eine angeborene Ulna-Plus-Variante, so sollte ein Röntgenbild beider Handgelenke erfolgen, auch wenn die Beschwerden zunächst nur auf einer Seite bestehen. Mögliche Folgeschäden können so durch eine frühe Diagnostik und Therapie vermieden werden.
Ulna-Plus-Variante Therapie: Wie wird behandelt und welche Möglichkeiten gibt es?
Eine Überlänge der Ulna sollte in jedem Fall einer Therapie unterzogen werden. Welche Behandlung dabei im jeweiligen Fall indiziert ist, hängt vom Ausmaß der Erkrankung ab. In jedem Fall zielt die Therapie aber auf eine Entlastung des Ellenknochens und der beteiligten Knorpel des Handgelenkes ab.
Konservative Therapie
Eine konservative Therapie kommt bei einem Ulna-Impakt-Syndrom nur in seltenen Fällen in Frage. Die konservative Therapie kann dabei nur die Symptome lindern und nicht die Ursache der Beschwerden heilen.
Bei akuten Schmerzen kann das Handgelenk in einer Bandage oder einer Orthese für einige Zeit ruhiggestellt werden. Die Einnahme von entzündungshemmenden Schmerzmitteln kann den Betroffenen ebenfalls Erleichterung verschaffen.
Diese Maßnahmen haben aber leider nur in wenigen Fällen langfristigen Erfolg, weshalb dann operative Maßnahmen in Betracht gezogen werden müssen.
Operative Therapie
Bei der operativen Therapie einer Ulna-Plus-Variante kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz. Die meisten Operationstechniken sind dabei sehr anspruchsvoll und der Erfolg hängt maßgeblich von der Erfahrung des jeweiligen Handchirurgen mit der Methode ab.
Im Wesentlichen kommen zwei Verfahren zur Anwendung.
Die weniger invasive Methode beinhaltet die Entfernung eines Teils der Ulna im Handgelenksbereiches. Dabei wird in der Regel auch ein Teil des Knorpels mit entfernt. Auf diese Weise kann die Druckbelastung auf die Ulna und die Handwurzelknochen gesenkt werden. Eine mögliche Komplikation dieser Technik ist die Verletzung von Bandstrukturen im Bereich des Handgelenkes.
Eine invasivere Methode ist die sogenannte Ulna-Verkürzungsosteotomie. Hierbei wird im mittleren Anteil der Ulna eine dünne Knochenscheibe entfernt. Anschließend wird der Knochen mittels Schrauben und einer kleinen Platte fixiert, sodass die nun verkürzte Elle wieder heilen kann. Das Material kann entweder im Knochen verbleiben oder nach dem Heilungsprozess wieder entfernt werden.
Welche Operationstechnik im jeweiligen Fall indiziert ist, hängt maßgeblich vom Operateur und seiner Erfahrung ab. Dabei sind in jedem Fall die jeweiligen Vorteile und Risiken der OP zu berücksichtigen.
Ulna-Plus-Variante Behandlung in der Physiotherapie
Eine physiotherapeutische Behandlung kann ein Ulna-Impakt-Syndrom nicht ursächlich heilen. Sie kann aber in der konservativen Therapie, vor allem aber in der Nachbehandlung der operativen Therapie sinnvoll eingesetzt werden.
In jedem Fall kommen hier vor allem handgelenksstabilisierende Techniken zum Einsatz. Da der Heilungsprozess nach einer operativen Behandlung der Ulna-Plus-Variante mehrere Monate dauern kann, ist hier eine unterstützende Physiotherapie hilfreich. Den Betroffenen werden dabei verschiedene Techniken gezeigt, wie das Handgelenk langsam wieder belastet werden kann.
Es gilt dabei, dass auch die physiotherapeutische Behandlung immer an die jeweilige Operationstechnik und die individuellen Patientengegebenheiten angepasst werden muss.
Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für eine Ulna-Plus-Variante?
Beschwerden im Handgelenk sollten immer durch einen fachkundigen Handchirurgen beurteilt werden. Ein Ulna-Impakt-Syndrom stellt dabei hohe Ansprüche an die Fachkenntnisse des Behandlers.
Wir möchten Ihnen helfen, einen Handchirurgen zu finden, der über weitreichende Erfahrung in der Behandlung einer Ulna-Plus-Variante verfügt, sodass Ihnen die bestmögliche Therapie zukommt.
Wir haben daher sämtliche hier gelisteten Experten genau überprüft und für äußerst fachkompetent befunden. Vereinbaren Sie daher schnell und unkompliziert direkt einen ersten Termin mit einem unserer Spezialisten.
Quelle:
- „Handchirurgie“, Towfigh/ Hierner/ Langer/ Friedel, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2011.
- Wolf, M., Da Fonseca, K. Posttraumatische Wachstumsstörung nach kindlichen distalen Radiusfrakturen mit Entwicklung einer Ulnalängenvarianz. Orthopäde 48, 531–535 (2019). doi-org.ezproxy.uni-giessen.de/10.1007/s00132-019-03741-6