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Informationen zum Bereich Varikozele
Was ist eine Varikozele?
Die Bezeichnung ist lateinischen und griechischen Ursprungs (lat. varix „Krampfader“ und gr. –kele „Bruch“) und meint eine Erweiterung der Hodenvenen (sog. Plexus pampiniformis „rankenförmiges Geflecht“). Oft kann man die Hodenkrampfadern durch die Haut sehen. Gerade im Stehen kann es zu Schwellung des Hodens und einem begleitenden Schweregefühl darin kommen.
Eine Varikozele kommt bei bis zu 20% aller Männer in Deutschland vor, davon sind bei etwa 8% beide Hoden betroffen. Die Häufigkeit dieses Krankheitsbildes nimmt mit steigendem Alter zu.
Welche Ursachen haben Hoden-Krampfadern?
Die Entstehungsmechanismen sind ähnlich denen der Krampfadern der Beine. Wie hier, werden primäre und sekundäre Formen unterschieden.
Bei den primären Varikozelen kommt es zu der Erweiterung der Venen durch einen Rückfluss des Blutes bedingt durch eine Schwäche der Venenklappen. Dies tritt vor allem am linken Hoden auf, da der Druck in der abführenden Vene durch die Lage der Gefäße höher ist als auf der Gegenseite. Begünstigt werden kann die Entstehung einer Varikozele auch während des Wachstums, ebenfalls in Folge einer Druckerhöhung.
Bei der sekundären oder symptomatischen Form liegt meist eine Stauung durch Raumforderungen, wie zum Beispiel Tumore, oder ein Verschluss der Gefäße (Thrombosierung) durch andere Erkrankungen.
Wie erkennt man eine Varikozele?
Eine Varikozele macht sich zunächst durch eine schmerzlose, meist einseitige Vergrößerung des Hodens bemerkbar, die im Verlauf durch weitere Größenzunahme Schmerzen oder Missempfindungen verursachen kann. Eine primäre Varikozele unterscheidet sich von einer sekundären dadurch, dass hier die Schwellung im Liegen abnimmt, während eine sekundäre Varikozele unverändert bleibt.
Untersucht wird der Hoden durch Anschauen und Tasten im Stehen und im Liegen. Eine Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße kann zu einer eindeutigen Diagnose führen. Bei Verdacht auf Besonderheiten der Gefäße, z.B. bei wiederkehrender Varikozele, kann auch eine Untersuchung der Venen (Phlebographie) erfolgen.
Besteht der Verdacht auf eine sekundäre Varikozele, muss außerdem eine Tumorsuche mittels einer CT- oder MRT-Untersuchung des Rumpfes erfolgen, um eine maligne Erkrankung als Ursache auszuschließen.
Welche Auswirkungen haben Varikozelen auf die Familienplanung?
Bei unfruchtbaren Männern findet sich eine Varikozele etwas häufiger, als bei fruchtbaren Männern. Es ist nicht abschließend geklärt, ob Varikozelen tatsächlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, es ist allerdings denkbar, dass dies geschieht, da durch den Blutstau im Hoden die Temperatur steigt. Diese sollte für die Spermienproduktion optimalerweise 2°C unterhalb der Körpertemperatur liegen, weshalb der Hoden außerhalb des Bauchraums liegt.
Wie wird eine Varikozele behandelt?
Eine primäre Varikozele muss in den meisten Fällen nicht behandelt werden. Besteht eine Indikation zu Therapie (siehe unten), ist es das Ziel, den venösen Rückfluss zu unterbrechen. Dies kann durch eine offene Operation, laparoskopisch, mikrochirurgisch oder angiographisch, d.h. durch einen Gefäßzugang in der Leiste geschehen. Dabei wird die Vene (Vena testicularis) entweder abgeklemmt und durchtrennt oder von innen verödet.
Die Therapie einer sekundären Varikozele besteht in der Behandlung der Ursache, also zum Beispiel dem Auflösen eines Blutgerinnsels oder der operativen Entfernung eines Tumors. In der Folge bildet sich die Varikozele in der Regel zurück.
Wann ist eine Varikozele OP sinnvoll?
In den meisten Fällen muss eine Varikozele nicht behandelt werden. Folgendes kann Grund für eine Therapie sein:
Schmerzen
Unfruchtbarkeit (Bei Verdacht darauf kann eine Untersuchung der Spermien (Spermiogramm) durchgeführt werden)
Kosmetische Beeinträchtigung
Ausgeprägter Befund im Kindesalter
Wie ist der Ablauf einer Varikozelen-Operation?
Dies richtet sich nach dem gewählten Verfahren. Angiographische Techniken können ambulant und unter lokaler Betäubung durchgeführt werden. Bei den anderen Therapien wird in Vollnarkose ein Schnitt in der Leiste, darüber (wie bei der Entfernung des Blinddarms) oder am Hoden gemacht oder durch drei kleine Schnitte die Instrumente für eine Laparoskopie eingeführt, um zur gewünschten Stelle der Vene zu gelangen. Samenleiter und die Arterie werden geschont und die Vene durchtrennt oder durch Einspritzen eines Sklerosierungsmittels verödet.
Wie sind Krankheitsverlauf und Prognose?
Bei einer bestehenden Varikozele können sich eventuell Schmerzen oder eine kosmetische Beeinträchtigung entwickeln. Vermutlich kann sie zudem die Fruchtbarkeit schaden. Oft bleiben Varikozelen allerdings asymptomatisch.
Wird eine Operation durchgeführt, bleibt die Varikozele in 29% der Fälle dennoch bestehen. Weitere mögliche Risiken des Eingriffs sind eine Hydrozele (Flüssigkeitsansammlung zwischen den Hodenhüllen) und eine Atrophie (Schrumpfung) des Hodens. Bei der mikrochirurgischen Operationstechnik ist das Risiko dieser Komplikationen am geringsten.
Kann man Krampfadern im Hoden vorbeugen?
Es ist kein erfolgreiches Mittel zur Vorbeugung von Varikozelen bekannt.
Welche Ärzte & Kliniken sind Spezialisten für die Behandlung von Varikozelen?
Bei der Varikozele handelt es sich um ein urologisches Krankheitsbild. Die Diagnose kann auch durch die Hausärztin oder den Hausarzt erfolgen. Bei Uneindeutigkeit oder ,wenn eine Operation empfehlenswert ist, erfolgt die Überweisung an eine urologische Praxis oder Klinik.
Autor:
- PRIMO MEDICO Redaktion | Erstellt am 12.02.2018 | Zuletzt aktualisiert 06.03.2020
Quellen:
- Hautmann, R. (2010): Urologie, 4.Aufl. Springer, Heidelberg
- Der Urologe. Band: 53, Nummer: 2, 2014, doi
- Meier, John: Varikozele: Klinik und Therapie. In: Journal für Urologie und Urogynäkologie. 2013