Informationen zum Bereich Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Was ist Psychosomatik?
Die Psychosomatik ist das Fachgebiet der Medizin, die sich mit dem Einfluss der Psyche auf den Körper beschäftigt. Dabei werden Patienten behandelt, die zwar körperliche Beschwerden zeigen, aber keine körperliche Ursache dafür zu finden ist. Ursächlich ist eine Verflechtung der geistigen mit der körperlichen Gesundheit anzusehen. Des Weiteren umfasst das Gebiet die Betreuung von Krebspatienten (Psychoonkologie) und die Schmerztherapie.
Welche Erkrankungen werden von Fachärzten für Psychosomatik und in psychosomatischen Kliniken behandelt?
Grob können die Krankheitsbilder der Psychosomatik in drei Gruppen nach ICD –Code (International statistical classification of diseases and health related problems) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterteilt werden:
Psychische Erkrankungen mit körperlicher Äußerung:
- Affektive Störungen (z.B. Depressionen)
- Belastungsstörungen sowie neurotische und somatoforme Störungen
- Angststörungen und Phobien
- Zwangsstörungen
- Dissoziative Störungen
- Somatoforme Störungen inkl. chronischer Schmerzzustände ohne somatische Ursache, Globusgefühl
- Belastungsstörungen (z.B. Posttraumatische Belastungsstörung)
- Andere neurotische Störungen (z.B. chronische Müdigkeit)
- Essstörungen
- Persönlichkeitsstörungen
Körperliche Erkrankungen mit deutlicher psychischer Beeinflussung:
- Reizdarmsyndrom
- Fibromyalgie
- Tinnitus
- Rückenschmerzen
Körperliche Erkrankungen mit psychischer Komponente ohne psychosomatische Behandlung:
- Herzinfarkt
- Essentieller Bluthochdruck
Psychosomatische Therapie: Welche Therapieverfahren werden bei psychosomatischen Erkrankungen eingesetzt?
Die Therapie psychosomatischer Erkrankungen erfordert die gemeinsame Zusammenarbeit mehrerer medizinischer Fachgebiete, unter anderem Allgemeinmediziner, Psychiater und Psychosomatiker. Je nach Erkrankung stehen folgende große Strategien und deren Kombinationen zur Verfügung:
- Medikamente
- Psychotherapie
- Somatische Therapie
Laut aktuellen Leitlinien für psychosomatische Körperbeschwerden stehen folgende Handlungsempfehlungen zur Verfügung:
- Die hausärztliche Behandlung ist bei leichteren psychosomatischen Beschwerden der zentrale Behandlungsansatz und sollte bei Fortschreiten um eine fachärztliche Betreuung erweitert werden.
- Nach einer Behandlungsdauer von maximal 3 Monaten sollte der Erfolg überprüft und die Behandlung ggf. verändert werden.
- Eine geeignete Gesprächsführung selbst hat bereits eine therapeutische Wirkung und sollte deswegen unbedingt eingehalten werden.
- Therapieziele und -maßnahmen sollten zusammen mit dem Patienten erarbeitet und besprochen werden
- Eine Psychoedukation sollte erfolgen
- Medikamente sollten immer nach kritischer Nutzen-Risiko-Abwägung und nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden.
- Arbeitsunfähigkeit sollte zunächst nur kritisch zurückhaltend und zudem befristet ausgestellt werden um eine positive psychische Verbindung mit der Krankheit zu vermeiden.
- Beschwerden, Ängste und Vermeidungsverhalten sollten offen thematisiert werden.
- Körperliche Aktivität bzw. Sport verbessern bei den meisten Erkrankungen den Therapieerfolg
Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für Psychosomatik in Deutschland?
In Deutschland sind die zuständigen Ärzte für psychosomatische Erkrankungen die Fachärzte der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie. Nach dem abgeschlossenen Medizinstudium sind fünf Jahre Facharztausbildung in Psychosomatische Medizin (drei Jahre), Psychiatrie (ein Jahr) und Innere Medizin (ein Jahr) nötig. Aktuell befindet sich ca. die Hälfte dieser Fachärzte in Niederlassungen und betreut ambulant Patienten, während die andere Hälfte in Kliniken arbeitet.
Psychosomatische Behandlung: Ambulant, stationär, Aufnahmekriterien und Kosten
Nach dem ersten Kontakt mit dem Psychosomatiker wird je nach Bedürfnis und Schwere der Erkrankung des Patienten festgelegt, in welcher Einrichtung und in welchen zeitlichen Abständen die Therapiesitzungen erfolgen. Zu Anfang gibt es die Möglichkeit, an regelmäßigen Terminen in Praxen die Therapiestunden abzuhalten. Bei schwerwiegenden Fällen kann ein täglicher Kontakt mit dem Arzt in der Tagesklinik empfohlen werden. Dabei verbringen die Patienten den Tag in der Klinik und erhalten vielfältiges Therapieangebot. Am Abend kehren die Patienten nach Hause in ihre gewohnte Umgebung zurück. Handelt es sich um Patienten, die ihrer gewohnten Umgebung entzogen werden müssen um ein besseres Therapieresultat zu erzielen, kann eine stationäre Therapie angeordnet werden. Darunter ist aber keinesfalls ein zwanghafter Aufenthalt gemeint; es ist sogar üblich, dass Patienten ihr Zuhause und ihre Familie am Wochenende besuchen.
Ambulante psychosomatische Behandlung
- Facharzt
Eine ambulante Behandlung beim Facharzt ermöglicht den Patienten in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben, bzw. sich wieder in dieses einzugliedern.
- Psychologischer Psychotherapeut
Psychologische Psychotherapeuten sind in Deutschland Master- oder Diplomabsolventen im Fach Psychologie mit anschließender dreijähriger Vollzeitausbildung nach Psychotherapeutengesetz. Das Erstgespräch kann ohne Überweisung eines Arztes stattfinden. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen Sprechstunden von dreimal jeweils fünfzig Minuten. Anschließend kann eine Akutbehandlung erfolgen oder eine langfristig angelegte Psychotherapie. Die Krankenkasse zahlt dabei die drei anerkannten Therapieverfahren Verhaltenstherapie, Psychoanalyse und tiefenpsychologische Verfahren.
Stationäre psychosomatische Behandlung
- Akuteinweisung
Bei akuten psychischen Krisen, die eine sofortige Untersuchung und Behandlung erforderlich machen, wird eine Vorstellung in der regional zuständigen psychiatrischen Notaufnahme empfohlen. Für eine Einweisung in dringenden Fällen bieten Kliniken Eilverfahren an.
- Einweisung durch einen Facharzt
Für Fachärzte der Psychiatrie und Psychosomatik gelten von den gesetzlichen Krankenkassen beschlossen folgende Kriterien um einen Patienten ohne weitere Vorklärung einweisen zu können:
- Aktuell ambulante Psychotherapie
- Keine stationär psychosomatisch-psychotherapeutische Behandlung in den letzten zwei Jahren
- Kein Rehabilitationsbedarf
- Weniger als acht Wochen arbeitsunfähig
Bei der Einweisung durch einen „fachfremden“ Facharzt muss eine Bestätigung eines Facharztes für Psychiatrie oder Psychosomatik vorliegen, die besagt, dass eine ambulante Behandlung erfolgt ist und nicht ausreichend ist.
- Psychosomatische Reha
Nach Ausschöpfung ambulanter Möglichkeiten bei Patienten ohne Risiko auf krisenhafte Einbrüche und abgeschlossener medikamentöser Einstellung kann der behandelnde Arzt ein Attest für die psychosomatische Rehabilitation ausstellen. Nach erfolgreichen Antrag der Kostenübernahme bei der Krankenkasse können Patienten von der gewünschten Klinik aufgenommen werden.
Kosten einer psychosomatischen Therapie
- Kostenübernahme durch die Krankenkassen
Die Einweisung in unsere Psychosomatische Klinik erfolgt durch den behandelnden Arzt. Die Krankenhauseinweisung und ein ärztlicher Bericht dienen der Beantragung der Kostenzusage bei der Krankenkasse des Patienten. In den meisten Kliniken erfolgt die Aufnahme erst nach Zustimmung des Kostenträgers.
- Kosten für Selbstzahler
Selbstzahler und Privatversicherte können ihre Leistungen frei wählen. Dabei können verschiedene Standards der Klinikzimmer gebucht werden und es stehen verschiedene Therapien und Ärzte zur Auswahl. Je nach Wahl müssen die Patienten mit einer Tagespauschale von 200-500€ rechnen.
Quellen:
- Schaefert et al.: S3-Leitlinie Nicht-spezifische, funktionelle und somatoforme Körperbeschwerden. Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM), Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM). Stand April 2012.
- Bandelow et al.: Kurzlehrbuch Psychiatrie. 2. Auflage. Steinkopff 2008, ISBN 978-3-798-51835-3.
Behandlungsfokus Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
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