Spezialisten für Psychiatrie und Psychotherapie
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Informationen zum Bereich Psychiatrie und Psychotherapie
Definition: Was ist Psychiatrie?
Die Psychiatrie ist eine Fachdisziplin der Medizin, die sich mit der Diagnostik, Vorbeugung und Behandlung von psychischen Erkrankungen beschäftigt. Das Besondere an dem Fach ist, dass sie eine Position zwischen Natur- und Geisteswissenschaft einnimmt. Dabei integriert sie Wissen aus den Fächern Biochemie, Physiologie und Genetik einerseits, mit den Fächern Psychologie, Soziologie und Philosophie andererseits. Dies ist von großer Bedeutung, da sich oft körperliche und psychische Erkrankungen überschneiden oder gegenseitig bedingen. Daher gilt es in der Diagnostik auf solche Zusammenhänge zu achten, um eine mögliche Ursache der Erkrankung nicht zu übersehen.
Ein weiteres besonderes Merkmal an dieser Disziplin ist, dass Erkrankungen häufig erst spät erkannt werden. Eine psychiatrische Störung wird oft erst ernstgenommen, wenn der subjektive Leidensdruck für den Patienten sehr hoch ist und der Alltag in großen Maßen einschränkt wird. Dies hängt auch mit der Angst vor Stigmata und sozialer Ausgrenzung nach Diagnose zusammen.
Die Abgrenzung zwischen „normal“ und „krankhaft“ ist in diesem Fachgebiet besonders schwierig und erfordert größtmögliche Objektivierung. Psychiater behelfen sich mit dem Diagnose Katalog ICD, um eine strenge Grenze ziehen zu können.
Welche Krankheiten werden in psychiatrischen Kliniken behandelt?
Ausgehend vom ICD-10 werden die psychiatrischen Störungen in folgende Gruppen zusammengefasst:
- Organische Störungen
- Störungen durch psychotrope Substanzen: Alkohol-, Drogen-, Medikamentenmissbrauch und Abhängigkeit
- Schizophrenie und wahnhafte Störungen
- Affektive Störungen: Depression, bipolare affektive Störung
- Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
- Verhaltensauffälligkeiten
- Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
- Intelligenzstörungen
- Entwicklungsstörungen: Autismus, Rett-Syndrom
- Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn der Kindheit: ADHS, Tic-Syndrom, soziale Störung
Psychiatrische Behandlung
Die zwei großen Pfeiler der Behandlung in dieser Disziplin sind die Psychotherapie und die Pharmakotherapie.
Psychiatrische Psychotherapie
Die Psychotherapie ist die gezielte Behandlung von psychischen Störungen mit Krankheitswert. Auch die Psychotherapie lässt sich in zwei Kategorien unterteilen: die Psychoanalyse (hauptsächlich durch Sigmund Freud begründet) und die Verhaltenstherapie.
Psychoanalyse
Die Psychoanalyse basiert auf dem Entwicklungsmodell von Freud, welches die Psyche des Menschen in „Ich“, „Über-Ich“ und „Es“ unterteilt. Das „Ich“ ist die wahrnehmbare steuerbare Instanz, während die anderen beiden Instanzen nicht bewusst wahrgenommen werden können und triebhafte Bedürfnisse äußern. Das „Über-Ich“ ist die Instanz der Vernunft und des Verstandes und repräsentiert Normen, die von außen gelehrt wurden, z.B. durch die Eltern oder in der Schule. Der Gegenpol dazu ist das „Es“, welches die Instanz der „Lebenstriebe“ (Liebe, Sexualität, Essen, Anerkennung) und der „Todestriebe“ (Aggression, Zerstörung) ist.
Wenn Triebe des „Es“ nicht mit den Normen des „Über-Ich“ vereinbar sind, kommt es zu Konflikten, welche das „Ich“ lösen muss. Das „Ich“ behilft sich verschiedener sogenannter Abwehrmechanismen. Dazu zählen unter anderem:
- Projektion: Die eigenen unerträglichen Wünsche werden anderen Menschen zugeschrieben
- Konversion: Der Konflikt wird in eine körperliche Erscheinung konvertiert.
- Rationalisierung: Unerträgliche Wünsche und Verhaltensweisen werden durch rationale Gründe gerechtfertigt.
- Regression: Der Konflikt führt zu temporären Rückzug in eine frühere Stufe der Persönlichkeitsstufe, z.B. Daumenlutschen in Stresssituationen
- Sublimierung: Unerträgliche Wünsche werden in gesellschaftlich akzeptierte Leistungen umgewandelt. Freud erklärt den Drang des Menschen nach Kunst und Kultur durch Umwandlung von hauptsächlich Sexual- und Todestrieb.
- Verdrängung: unerwünschte Bewusstseinsinhalte werden aus dem „Ich“ ausgeschlossen, aber nicht gelöscht.
- Reaktionsbildung: Unerwünschte Gefühle werden in die entgegengesetzte Verhaltensweise verändert.
- Fixierung: Das Stehenbleiben auf einer früheren Stufe der psychosexuellen Entwicklung.
Die Psychoanalyse dient der Diagnose als auch der Therapie. Als Erstes werden Aussagen über Entwicklung, Struktur und Funktion der menschlichen Psyche getroffen. Hintergrund dieser Theorie ist, dass durch die dauerhafte Anwendung von Abwehrmechanismen es zur Entwicklung sogenannter Neurosen kommt, quasi ein nicht mehr vollständig kompensierter Konflikt zwischen „Es“ und „Über-Ich“. Der Therapeut nutzt u.a. folgende Techniken:
- Spiegeln: Der Arzt spiegelt dem Patienten seine Gefühle
- Konfrontieren: Der Arzt spricht bewusst bestimmte Verhaltensweisen und Äußerungen an
- Deuten: Der Arzt stellt aus gehörten Aussagen des Patienten Hypothesen auf
Die klassische Psychoanalyse nach Freud wird bei schweren psychischen und psychosomatischen Störungen angewandt. Durch ein aktuelles Ereignis wurden Abwehrmechanismen reaktiviert und es gilt, den unbewussten Konflikt oder das vergangene Trauma ins Bewusstsein zu führen.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie fokussiert sich im Gegensatz zur Psychoanalyse nach Freund auf zentrale Konflikte. Sie wird bei mittelschweren psychischen und psychosomatischen Störungen angewandt. Dabei werden die aktuelle Erkrankung, Situation und die sozialen Beziehungen analysiert und in Zusammenhang angesehen.
Verhaltenstherapie
Nach dem Modell der Verhaltenstherapie entstehen menschliche Verhaltensweisen in Folge von Lernprozessen, wobei sich erfolgreiche Verhaltensweisen durchsetzen. Dieses Prinzip des Ausprobierens und Fortfahren von erfolgreichen Verhalten wird als Konditionierung bezeichnet. Als Erstes erstellt der Arzt eine individuelle Verhaltensanalyse. Dafür wird ein ausführliches Interview geführt, das aus halboffenen und offenen Fragen besteht und nicht einen Fragenkatalog abarbeitet. Das SORKC-Modell nach Kanfer ist ein verbreitetes Instrument zur Erfassung des Patienten. SORKC ist ein Akronym für die abzufragenden Gebiete:
- Stimulus: In welcher Situation tritt das Verhalten auf?
- Organismus: Was ist der Patient für ein Persönlichkeitstyp?
- Reaktion: Wie ist die Reaktion auf motorischer, emotionaler und physiologischer Ebene?
- Kontingenz: Hat die gleiche Reaktion immer die gleiche Konsequenz in Folge?
- Konsequenz: Was folgt der Reaktion?
Psychiatrische Pharmakotherapie
Antipsychotika sind eine Gruppe von Medikamenten, die zur Behandlung von Schizophrenien, Manien, Wahnzuständen eingesetzt werden. Der Begriff „Neuroleptika“ wird zunehmend durch den passenderen Begriff „Antipsychotika“ ersetzt. Die typischen Antipsychotika, z.B. Haloperidol wirken vor allem über die Blockierung eines Dopamin-Rezeptors. Die Wirkung bei den atypischen Antipsychotika wird über die Blockierung mehrerer Rezeptoren vermittelt. Niedrigpotente Medikamente wirken vor allem sedierend und kaum antipsychotisch.
Antidepressiva werden in erster Linie zur Behandlung von Depressionen sowie Angst- und Zwangsstörungen eingesetzt. Zur Unterstützung werden sie aber auch bei zahlreichen weiteren psychiatrischen Erkrankungen angewandt. Heutzutage sind folgende Medikamente Mittel der ersten Wahl:
- selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)
- selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSNRI)
- Mirtazapin
Sie erhöhen den Spiegel an Serotonin und Noradrenalin im Gehirn, welche Botenstoffe sind. Dadurch wirken sie stimmungsaufhellend. Das passende Medikament für den Patienten wird hauptsächlich danach ausgewählt, ob eine sedierende (z.B. Mirtazapin) oder aktivierende Wirkung (z.B. SSRI, SSNRI) erwünscht ist.
Lithium ist ein elementares Metall und wird als Lithiumsalz in der Therapie eingesetzt. Das Mittel ist seit der 1960er Jahre erste Wahl in der Akuttherapie und Vorbeugung von bipolaren affektiven Störungen. Die Wirkungsweise der Lithiumsalze ist dabei immer noch nicht vollständig geklärt. Lithium hat außerdem eine Reduktion suizidaler Handlungen als Wirkung, sodass es bei therapierefraktären schweren Depressionen eingesetzt wird.
Benzodiazepine haben eine breite therapeutische Wirkung und werden im Rahmen mehrerer Krankheitsbilder eingesetzt. Sie wirken angstlösend, hypnotisch, muskelrelaxierend und krampflösend. Sie werden vor allem bei Patienten mit Angst- und Spannungszuständen eingesetzt. Außerdem kommen sie bei Schlafstörungen und Krampfanfällen zum Einsatz. Dabei sind die Nebenwirkungen Amnesie und Atemdepressionen zu beachten. Benzodiazepine zeigen ein starkes Abhängigkeitspotential und unterliegen einer strengen Indikationsrichtlinie.
Welche Ärzte und Kliniken sind Spezialisten für Psychiatrie?
Wer über eine an einer psychischen Erkrankung leidet, möchte für sich die beste medizinische Versorgung. Darum fragt sich der Patient, wo finde ich die beste psychiatrische Klinik in Deutschland? Da diese Frage objektiv nicht zu beantworten ist und ein seriöser Arzt nie behaupten würde, dass er der beste Arzt ist, kann man sich nur auf die Erfahrung eines Arztes verlassen.
Patienten bekommen bei niedergelassenen Psychiatern und in psychiatrischen Kliniken einen nach Ihren individuellen Bedürfnissen zugeschnittenen Therapieplan. In Kliniken arbeitet ein interdisziplinäres Team aus Psychiatern, dem psychiatrische Pflegedienst, Psychologen, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Musiktherapeuten eng zusammen.
Ambulante psychiatrische Therapie
Nicht jede psychiatrische Erkrankung muss stationär behandelt werden. Deshalb sind niedergelassene Psychiater und psychiatrische Ambulanzen meist die erste Anlaufstelle für Patienten. Nach einer diagnostischen Einschätzung kann über eine weitere ambulante Therapie oder Überweisung in eine Klinik erfolgen.
Stationäre psychiatrische Behandlung
Eine stationäre Aufnahme sollte erfolgen, wenn die Verfassung des Patienten eine Betreuung rund um die Uhr erfordert. Die stationäre Behandlung bietet die Möglichkeit, Abstand von einer vielleicht belastenden Umwelt und den täglichen Sorgen zu nehmen. Nach ausreichender Besserung kann ein schrittweises Wiedereingliedern in die alltägliche Lebenssituation angegangen werden.
Wir helfen Ihnen einen Experten für Ihre Erkrankung zu finden. Alle gelisteten Ärzte und Kliniken sind von uns auf Ihre herausragende Spezialisierung im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie überprüft worden und erwarten Ihre Anfrage oder Ihren Behandlungswunsch.
Wo finde ich einen erfahrenen Psychiater?
Bei PRIMO MEDICO finden Sie ausschließlich erfahrene Spezialisten und Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Derzeit finden Sie bei uns anerkannte Experten in folgenden Städten:
Quellen:
- Karow, Lang-Roth, Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 2012, Eigenverlag
- Tonner, Hein, Pharmakotherapie in der Anästhesie und Intensivmedizin, Springer
- Falkai et al., S3-Leitlinie Schizopherie, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
- Bandelow et al., Kurzlehrbuch Psychiatrie, Steinkopff