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Morbus Scheuermann

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Informationen zum Bereich Morbus Scheuermann

Was ist ein Morbus Scheuermann?

Morbus Scheuermann ist eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule bei Jugendlichen. Bei den betroffenen Jugendlichen bildet sich ein Rundrücken (Kyphose).

Morbus Scheuermann ist die häufigste Wirbelsäulenerkrankung bei Jugendlichen. Zwischen 1 bis 8 Prozent der Gesamtbevölkerung sollen von der Erkrankung betroffen sein. Bei Jungen kommt Morbus Scheuermann doppelt so häufig vor wie bei Mädchen.

Die Wachstumsstörung tritt an den Grund- und Deckplatten der Wirbelkörper der Brustwirbelsäule und/oder der oberen Lendenwirbelsäule auf. Dadurch bilden sich keilförmige Wirbel. Bei Morbus Scheuermann sind mindestens drei aufeinanderfolgende Wirbel keilförmig verändert mit einem Winkel von mindestens 5 Grad. Durch die keilförmigen Wirbel entsteht die runde Form der Wirbelsäule.

In den Fällen, in denen nur die Lendenwirbelsäule betroffen ist, zeigt sich die Erkrankung vor allem durch eine Abflachung der natürlichen leichten Biegung (Lordose) der Lendenwirbelsäule.

Die Wirbelsäulenverkrümmung bei Morbus Scheuermann ist nicht immer symmetrisch, zusätzlich kann sich die Wirbelsäule auch seitlich verbiegen (Skoliose).

Der Rundrücken bei Morbus Scheuermann ist „fixiert“. Das bedeutet, dass sich die Wirbelsäule an der betroffenen Stelle nicht aufrichten kann, im Gegensatz zu einem Rundrücken bei schlechter Haltung. Dieser Rundrücken kann aufgerichtet werden.

Wie entsteht ein Morbus Scheuermann?

Die Erkrankung entwickelt sich ab dem 10. Lebensjahr. Die Wirbel wachsen vorne langsamer als hinten, dadurch entsteht die Keilform der Wirbel. Die Deck- und Bodenplatten der Wirbelkörper verändern sich, die Konturen verlaufen unregelmäßig. Die Wirbelkörper üben außerdem mehr Druck auf die Bandscheiben aus. Bandscheibengewebe kann in die Wirbelkörper einbrechen. Dadurch bilden sich die sogenannten Schmorl- Knorpelknötchen, die typisch für einen Morbus Scheuermann sind.

Die genaue Ursache der Erkrankung ist nicht bekannt. Es gibt aber Faktoren, die die Entstehung eines Morbus Scheuermann beeinflussen. Eine Körperhaltung mit Rundrücken übt vermehrte Druck auf die vordere Seite der Wirbelkörper aus und fördert so das keilförmige Wachstum der Wirbel. Schnelles Wachstum, eine hohe Körpergröße und erbliche Einflüsse spielen ebenfalls eine Rolle.

Aber auch Leistungssport oder körperliche Arbeit können bei Jugendlichen die Wirbelkörper verformen, früher wurde der Rundrücken daher auch als Lehrlingssrücken bezeichnet.

Heute führt eher schlaffe Muskulatur und viel Sitzen bei schlechter Haltung, zum Beispiel vor dem Computer, zu einem Rundrücken bei Jugendlichen.

Wie wird die Scheuermann-Krankheit festgestellt?

Es kann passieren, dass die Erkrankung längere Zeit unentdeckt bleibt oder als schlechte Haltung abgetan wird, da die meisten Jugendlichen durch den Rundrücken keine Beschwerden haben. Sie wird oft erst bemerkt, wenn die Rundung der Wirbelsäule deutlich zu sehen ist oder sie fällt dem Kinder- oder Hausarzt bei einer Untersuchung auf.

Der Arzt begutachtet die Wirbelsäule im Vierfüßlerstand, wenn sich der Patient auf Händen und Knien abstützt. In dieser Haltung gleicht sich eine schlechte Haltung aus, bei Morbus Scheuermann bleibt die Wölbung der Wirbelsäule jedoch deutlich sichtbar, da die Wirbel in dem Rundrücken fixiert sind.

Mit Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule sichert der Arzt die Diagnose. Auf dem Röntgenbild sieht er die typischen Keilwirbel und kann den Winkel bestimmen. Auch Veränderungen an den Grund- und Deckplatten der Wirbel und die Schmorl-Knötchen sind auf dem Röntgenbilde erkennbar.

Was kann man gegen Morbus Scheuermann tun?

Bei einer leichten Erkrankung bis zu einem Kyphosewinkel von 50 Grad reicht meistens eine Krankengymnastik und eine Stärkung der Rückenmuskulatur. Schwimmen eignet sich gut als Sport zur Kräftigung der Rückenmuskulatur. Die Jugendlichen sollten keine körperlich belastenden Berufe wählen, bei denen sie beispielweise Schweres tragen müssen.

Scheuermann Korsett

Bei einer schwereren Rundung der Wirbelsäule ab 45 Grad kann zusätzlich das Tragen eines Korsetts nötig werden, wenn die Jugendlichen noch wachsen und es zu erwarten ist, dass sich der Rundrücken weiter verschlechtert. Das Korsett soll vor allem eine weitere Verformung der Wirbelsäule verhindern. Der Arzt passt das Korsett an und kontrolliert den Sitz regelmäßig.

Morbus Scheuermann OP

Bei Erwachsenen mit einer starken Krümmung der Wirbelsäule ab 60 Grad kommt eine Operation in Frage. Mehrere Kriterien spielen bei der Entscheidung für eine Operation eine Rolle. Die Entscheidung richtet sich nach der Schwere der Krümmung, dem Erscheinungsbild, den Beschwerden der Patienten, und danach, ob neurologische Probleme oder eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion bestehen. Bei der Operation werden Wirbel aufgerichtet und versteift.

Die Operationsmethode ist eine kombinierte Technik (Aufrichtungsspondylodese und dorsale Kompression): Die Wirbel werden aufgerichtet und an der Rückseite stabilisiert. Durch die Aufrichtung der Wirbel vergrößert sich der Raum zwischen den Keilwirbeln auf der Innenseite. Der Zwischenraum wird mit Knochenmaterial des Patienten aufgefüllt. Bei alleiniger Stabilisierung der Rückseite der Wirbel kommt es häufiger zu Komplikationen, bespielweise können die Stäbe, die die Rückseite der Wirbel stabilisieren, eher brechen.

Mögliche Komplikationen einer Operation können ein Bluterguss, Wundheilungsstörungen und Wundinfekte, eine tiefe Beinvenenthrombose, eine Embolie, Gefäß- oder Nervenverletzungen sein. Nervenverletzungen können zu Lähmungen führen.

Wie verläuft die Erkrankung und wie sind die Spätfolgen?

Nur ein Drittel der Jugendlichen haben Beschwerden durch die Erkrankung. Schmerzen sind häufiger, wenn die Lendenwirbelsäule betroffen ist. Mit Abschluss des Wachstums schreitet die Erkrankung in der Regel nicht weiter fort. Die Wölbung der Wirbelsäule bleibt stabil.

Unter Rückenschmerzen leiden die Betroffenen meist erst als Erwachsene. Eine überdehnte Rückenmuskulatur und Verschleißerscheinungen an Wirbeln und Bandscheiben können Probleme bereiten. Auch bei Erwachsenen kommt es häufiger zu Beschwerden bei einer Erkrankung der Lendenwirbelsäule. Eine Krümmung in der Brustwirbelsäule kann auch bei Erwachsen schmerzfrei bleiben. Eine gut trainierte Rückenmuskulatur ist dabei hilfreich. Der Rundrücken der Brustwirbelsäule wird durch eine verstärke Verbiegung (Hohlkreuz) in der Lendenwirbelsäule ausgeglichen. Auch dadurch können Schmerzen und Verschleißerscheinungen in der Lendenwirbelsäule auftreten.

Sehr starke Verkrümmungen ab 65 Grad haben eine schlechtere Prognose, sie können auch nach Abschluss des Wachstums noch weiter fortschreiten. Eine Krümmung der Brustwirbelsäule von mehr als 100 Grad kann die Lungenfunktion einschränken.

Welche Ärzte oder Kliniken sind Spezialisten für Morbus Scheuermann?

Meistens fällt der Rundrücken zuerst dem Kinder- oder Hausarzt auf. Dieser verweist die Patienten in der Regel an einen Orthopäden. Es gibt auch Ärzte, die sich auf Kinderorthopädie spezialisiert haben. Diese sind oft gute Ansprechpartner bei Kindern und Jugendlichen mit Morbus Scheuermann.

Quellennachweis:

Grifka J., Krämer J. (2013), Orthopädie Unfallchirurgie, 9.Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg

Speer C. P. et al. (2019). Pädiatrie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC)und Berufsverband der Ärzte für Orthopädie (BVO) (2003). Nicht aktualisierte AWMF-Leitlinie Morbus Scheuermann. 12.2003. Link: https://dgooc.de/images/stories/008_leitlinien/nicht_aktualisierte_ll/morbus_scheuermann.pdf (10.02.2021)

 

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